Repertoire.

Das Ein-Mensch-Theater des F.J. Bogner

Bogner kommt von der Schauspielerei, Pantomime, Clownerie und vom Kabarett her. Bereits früh stellt er sich gleichsam skeptisch neben seine eigenen Leistungen, spaltete seine Subjektivität von den jeweiligen "Masken" ab. In gewisser Beziehung tun kritische darstellende Künstler das alle, doch Bogner war mit geradezu selbstzerstörerischer Konsequenz bestrebt, seine Kunst und womöglich "Kunst" überhaupt in Frage zu stellen. Nicht durch Abkehr von der Bühne, sondern durch das quälerische Fegefeuer produktiven und radikalen Umgangs mit der immer wieder ungeschützt ins Spiel gebrachten eigenen Person. Vom herkömmlichen Kabarett entwickelte sich Bogner in Richtung auf die amerikanische "Performance". Deren reduktionistische, ja regressive Tendenz (sie erscheint wie eine Illustration des Marcuseschen Theorems vom "eindimensionalen Menschen") ist für Bogner freilich nicht akzeptabel. Bogner geht immer von der (noch so verletzlichen) Ganzheit einer, seiner darstellerischen Person aus, bringt sich mit all den "Sprachen" ein, die er gelernt hat. Benutzt also auch kabarettistische Materialien, schauspielerische Topoi, arbeitet mit Tricks, deren Funktionieren er sofort erklärt.
.....
Enorme intellektuelle Wachheit, sprachliche und gestische "Schlagfertigkeit", Sensibilität und tausendkünstlerische Virtuosität setzt Bogner zur "Meisterung" des Abends ein. Und, was nicht minder beeindruckt: er kaschiert auch Leerstrecken nicht, zeigt auch Ermüdung ehrlich, gibt Scheitern zu.
.....
Die psychoanalytische Theorie und Praxis geht mit dem Faktum um, daß jemand noch im Versuch, sich ihr zu entziehen und zu verweigern, gleichsam von ihr "erfaßt" und in sie einbezogen bleibt. Dieser keineswegs harmlose Sachverhalt schien auch für den Bognerabend von Bedeutung. In seine "offene" Dramaturgie war das immer stärker spürbare Element einer "Gegnerschaft" gewiß nicht schlicht weg integrierbar, als Würze oder Salz in der Suppe. Dennoch kam die verschärfte Dramatik doch auch wieder Bogner zugute: sie machte klar, daß Bogner wirklich "ohne Netz" arbeitet. Die unaufgelöste Spannung, mit der der Abend endet, gibt auch den mitgeteilten Inhalten (die sonst vielleicht in der Gefahr wären, doch als "linke Predigt" bequem konsumiert zu werden) ihr weiterwirkend Verstörendes.
Hans-Klaus Jungheinrich, Frankfurter Rundschau


Im
REPERTOIRE sind fast alle aufgeführten Solo-Performances - stets aktualisiert.

1962
KLASSISCH BIS KONKRET
seit 1981 im Repertoire als
BOGNERS GROSSES WELT-THEATER
von Schiller über Wilhelm Busch zu F.J.Bogner
1962 f.
1981 ff.

1963
PANTOMIMEN-KABINETT
Dokument

1966
KABARETT!
Uraufführung: Studiobühne Marburg
Dokument
Rezension

1969
THEATER! THEATER!
U: Forum-Theater Berlin
Dokument

1969
UND ES WARD welt-theater mit black-out
U: Theater am Neumarkt Zürich
Rezension Uraufführung
Rezension Daily Telegraph
Programm

1971
BOGNERS FABEL-HAFTES THEATER
Die Maus mit dem Sparbuch
U: Theater am Neumarkt Zürich
Dokument

1972
GOETHES V'ST
f.j.bogner spielt faust mephisto gretchen
goethe eckermann viel andere und f.j.bogner
U: Theater am Zielemp Olten, CH
Seit 1990 im Repertoire als -
BOGNERS FAUST I und III
Dokument

1972
GZARBTES
später: BOGNERS CLOWN-THEATER .
SISYPHOS oder: s'is alles gaaanz einfach!
U: Theater am Hechtplatz Zürich, CH


1975
DAS arabische SYSTEM
U: Kellerbühne St. Gallen, CH
Die Ensemblefassung wurde 1970 als Soloprogramm weitergeführt
Dokument

1975
BOGNERS CLOWN-THEATER
DIE SIEBEN STÜHLE
U: Theater am Hechtplatz Zürich, CH
Aus dem Skript
Rezension Aufführung in Bern

1975
CARMILHAN
geatmete quadrophone elektronische Oper für und mit F.J.Bogner von Janko Jezovsek-Jizoú
(Nach Wilhelm Hauff)
U: Steirischer Herbst Graz, A
Dokument

1975
MEMOIREN EINES CLOWNS
f.j.bogner erzählspielt WARUM er geworden
WAS er geworden
U: Kellerbühne St. Gallen, CH
Dokument

1979
von A bis ZETT
geschrieben gedruckt gelesen
radikales Kabarett
U: Kellerbühne St. Gallen, CH
Dokument

1981
FRESS + SAUF-SZENEN
BOGNERS CLOWN-SPEZIAL
U: Z-Club Wien, A
Dokument

1985
BRÜDER GRIMM + DIE FOLGEN
U: Forum Stadtpark Graz, A
Dokument

1986
KINDER CLOWNS + PÄDAGOGEN
i.V. mit "Hitlers Kindheit z.B."
U: Schauspielhaus Keller Zürich, CH
Dokument

1988
NEUNZEHNHUNDERT'68
Verännert das Systeeem!
U: Hinterhaus Wiesbaden
Dokument

1989
DIE NASE nach Gogol VON BOGNER
U: Freiburger Theater
Dokument

1989
BOGNERS LACH-SPEZIAL
U: Hinterhaus Wiesbaden
Dokument

1990
BOGNERS VIEHISCHES KABARETT
von Windhunden Krokodilen Säuen
und anderen Menschen
U: Pantheon Bonn
Dokument

1992
HEINRICH MIR GRAUT'S VOR DIR!
Frauen-Kabarett
U: Festival Schloßpark Wiesbaden
Dokument

1993
DAS BIBLISCHE KÖRPER-DEFIZIT
U: Theaterhaus Gessnerallee Zürich
Dokument
Programm

1995
TOCHTER AUS ELYSIUM
Pathos als Genitalkultur
U: Kunstfest Weimar
Dokument

1996
STUNDE NULL
1945 und Drumrum
in Verbindung mit 0peration Epsilon
U: Staatstheater Hannover
Dokument

1998
BRIEFE, DIE MICH ERREICHTEN
U: Disharmonie Schweinfurt
Dokument

1999
CH - STORIES
Uraufführung: Kellerbühne St. Gallen
Dokument

RETROSPEKTIVE

1991
MENSCH BOGNER
Kabarettist, Pantomime Literat Clown Wortakrobat
Retrospektive Marburg
Programm