Authentisches Theater.
Theater des Augenblicks - des Hier und Jetzt

Dieses von F. J. Bogner in den dreißig Jahren seiner Künstlerbiographie entwickelte "Authentische Theater" ist, theaterhistorisch gesehen, szenische Kunst des größten Risikos in der Spannung von Akteur und Publikum. Bogner thematisiert im Kommunikationsraum Theater mittels seines permanent oszillierenden Verfahrens das Verhältnis von Wirklichkeit zu ihrer theatralen Darstellung in deren Konfrontation mit dem Zuschauer in wiederum dessen Verhältnis zum Bühnengeschehen als Deutung seiner Lebenswelt. Bogner aktualisiert in aller Schärfe die Deutungskonkurrenzen von Beteiligten einer Kommunikationssituation - das Brechtsche Verfahren des Verfremdungseffektes als Strategie des Bühnenakteurs wirkt gegen Bogners Kunsteffekte nachgerade theaterpädagagisch naiv.
Bogners Kunst inszeniert Vermittlung als Form und Inhalt weder für (Vorführtheater) noch inszeniert sie das Publikum (naives Mitspieltheater) - sondern sie umspielt raffiniert und provozierend die Grenzlinien zwischen Publikumserwartungen und Bühnenideen im Netz wechselseitiger Wirklichkeits- und Kunstdeutungen.
Das Publikum kann in der mitdenkenden und kommentierenden Anschauung von Bogners Authentischem Theater sich aufklären über die mehrfach gebrochenen Vermitteltheiten des Lebens, der Kunst und ihres Wechselverhältnisses. Da Aufklärung jedoch heilsam zu sein hat ihrem Selbstanspruch nach: verläuft Bogners Kunst auf dem straff gespannten Drahtseil des Komischen mit all seinen Traditionen. Darunter ist kein Netz gespannt. Angst vorm Absturz ins Mißlingen der Kommunikation, ins für sich Tragische des Scheiterns von Leben und der auf es antwortenden Kunst umhüllt jenes Drahtseil, den Artisten, das Publikum. Bogners komische Kunst ist human, weil sie mittels des reflektiert Komischen den Drahtseilweg aus der Angst im theatralen Modell mit dem Publikum zeigt.
PROF.DR. ANTON AUSTERMANN, HOCHSCHULE DER KÜNSTE BERLIN

Beispiele:


1970: DAS arabische SYSTEM

1971: DIE MAUS MIT DEM SPARBUCH

1972: GZARBTES

1972: GOETHES V'ST

1972: BOGNERS CLOWN-THEATER 'SISYPHOS'

1975: BOGNERS CLOWN-THEATER 'DIE SIEBEN STÜHLE'

1975: MEMOIREN EINES CLOWNS

1979: von A bis ZETT

1981: BOGNERS GROSSES WELT-THEATER

1981: FRESS + SAUF-SZENEN

1985: BRÜDER GRIMM + DIE FOLGEN

1986: KINDER CLOWNS + PÄDAGOGEN

1988: NEUNZEHNHUNDERT'68 - Verännert das Systeeem!

1989: DIE NASE nach Gogol VON BOGNER

1989: BOGNERS LACH-SPEZIAL

1992: HEINRICH MIR GRAUT'S VOR DIR!


Theater des Augenblicks - des Hier und Jetzt.

Ein auch in seinen Wiederholungen authentisches Spiel. Spiel NICHT aus einem der abendländischen Pseudozentren sondern aus dem Atem der ANATOMISCHEN MITTE. Übereinstimmung innerer und äußerer Bewequng oder bewußte Gegenstellungen. Vermeidung jeglicher Symbole. Von der INNEREN zur äußeren Sprache. Spiel (Leben!) mit dem NICHT verschleierten Atem.
F.J.BOGNER

"... eine möglichst ehrliche und authentische theatrale Menschendarstellung, und diese Darstellung, die die Würde des Darstellenden, des Dargestellten und des Zuschauers als wichtige Prinzipien miteinbezieht, gegenüber möglicherweise anders gearteten Publikumsinteressen zu verteidigen.
Wesentliche Voraussetzungen für das spezifische Darstellerverhalten ... ist zunächst die persönliche Integrität und Authenzität des Schauspielers als Mensch. Sie erwächst für Bogner aus der "Erfahrung der eigenen Grenzen und Schwächen" und, damit verbunden, aus dem Wissen über die eigenen Deformationen und psychosozialen Bedürfnisse. So braucht die darstellerische Tätigkeit nicht auf die verschiedenen Mittel der Publikumsmanipulation zurückzugreifen, sondern kann solchen Zuschauererwartungen, die das eigene Vermittlungsintersse negieren, widersprechen."
DR. GÖTZ ARNOLD, BERLIN

"Bogner's mime and mime-clowning take as a base an analysis of theatre in all its possible forms of acting. They are founded on an 'mimic theatre system', which has been marked by a Swiss critic as 'the most revolutionary art form ever performed and lived in Europe: F.J.Bogner - instead of heading for the most effective effects on a hopefully enthustiastic audience - makes the human being the center of everything he does on stage, thus making his arts the humane art of communication, far away from any kind of show-business'."
DR. FRED RURER, LONDON





Hubert Reichmann: Authentisches Theater von F.J. Bogner (2009)