Die Maus mit dem Sparbuch

Es war einmal eine Maus, die hatte volles Vertrauen zu der Wirtschaftspolitik ihres Landes und ein Sparkonto bei der Mäusebau- und Bodenbank. Außerdem hatte ihre Großmutter - eine Frau, die mit vier Beinen im Leben gestanden - ihr die alte Weisheit mit auf den Weg gegeben: "Spare in der Zeit, so hast Du nach dem Tod!"
Mit der Summe des Sparguthabens stieg der Maus Ansehn unter Nachbarn und Verwandten - nur war den Verwandten nicht bekannt, daß die Maus, die ledig und zudem ohne Nachkommen war, ihr gesamtes Vermögen einer frommen Stiftung zur Bekämpfung der Katzenplage vermacht hatte.
Einmal folgte einem verregneten Sommer ein langer, strenger Winter: die ältesten Mäuse erinnerten sich nicht, jemals einen solch strengen Winter erlebt zu haben (die ältesten Mäuse sind soo furchtbar alt nun auch wieder nicht, dafür aber sehr vergeßlich). Die Vorräte waren bald aufgezehrt, über die Mäusetiere brach eine schreckliche Hungersnot herein und viele kamen um.
Doch: in der Not frißt halt die Maus Papier auch ohne Butterbrot! Und als sie eben den allerletzten Schnippel des Sparbuchs verdaut hatte - da hielt der Lenz seinen Einzug mit warmen Sonnenstrahlen und grünen Grasspitzen, und Mäusenahrung lag auf allen Straßen. Die kluge Maus aber war in weitem Umkreis die einzige, die diesen Winter überlebt hatte.

Moral:
Wer spart, hat in der Not auch was zu knabbern.