... zum Beispiel das mit meinen Premieren

Am 8. Juni 1967 sollte im Audimax der Berliner FU die Premiere eines Kabarettprogramms sein, das auf die aktuelle politische Situation einging. Einige Wochen hatte ich mit technischem Assistent drauf hingearbeitet. Am 4. Juni wurde in Berlin Benno Ohnsorg erschossen.

Das Kulturreferat des FU-ASTA vergaß jedes Wissen und jede Äußerung über das Projekt. Das Programm wurde nie, auch nicht sonstwo aufgeführt.

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Am 14. April 1969 lief die Premiere

UND ES WARD welt-theater mit black-out

im "Theater am Neumarkt" in Zürich. Dieses Solo-Welt-Theater hatte zwei Teile. Der erste bestand aus sechs Szenen - Parabeln der sechs Schöpfungstage. Der "Siebte Tag" die Pause, die zweite Programmhälfte alle folgenden Menschentage. Das Programm-Ende sollte eintreten durch einen Black-Out, den ich beim Bemühen um einen künstlerischen Licht-Black-Out selber herbeiführte: mit einem riesengroßen Schraubenzieher an einer kleinen Handlampe herummontierend, in der Lampenfassung herumwühlend, bis ein Kurzschluß die ganze Bühne und auch den Zuschauerraum dunkel legte. Dazu hatte ich einen eigens für diesen Zweck konstruierten Lichtkasten auf der Bühne stehen.

Der erste Teil sollte 48 Minuten dauern. Ich kam aber nur bis zur achtunddreißigsten. Bis dahin waren mir schon etwa drei Dutzend unkünstlerische - nämlich unbeabsichtigte - Black-Outs geschehen. So oft flogen mir Sicherungen auf und hinter der Bühne heraus. Bei einem Dutzend Kurzschlüsse half mir Smudla, der Lichtmeister. Die anderen behob ich selbst, indem ich jedesmal hinter den Vorhang und zu den Lichtkästen rannte. In der 38. Minute dann flog mit einer Stichflamme mein eigener Beleuchtungskasten mitsamt meinem auf der Bühne aufgebauten Privattonbandgerät in die Luft. Ich kündigte die Pause an, hetzte mit dem Lichtmeister etwa eine Viertelstunde von Lichtschwachstelle zu Lichtfehlerquelle, legte Verlängerungsschnüre um, stöpselte - bis der Direktor des Theaters, Felix Rellstab, erschien und mich aufforderte, nun weiterzuspielen, da alle Leute bereits wieder im Theater seien.

Weder das Ende des abgebrochenen ersten Teils war nachholbar, noch waren die meisten Szenen des zweiten Teils technisch durchführbar. Auch war der Ausgang des Stückes, der Kurzschluß, schon recht viel früher eingetreten - für Überlegung, welche Szenenfolge nun möglich und nötig sei, war nicht eine Sekunde Zeit. Ich ging auf die Bühne, spielte Szenen aus früheren Programmen, zwei-drei Szenen aus dem geplanten Programm und einiges, welches ich mir schon mal für spätere Programme ausgedacht hatte...
Ein Ausschnitt aus einer Premieren-Kritik:

            

Auch später habe ich Kritiken bekommen, dann, als der Kurzschluß am Ende "künstlerisch", also konzipiert, eintrat. Da waren zu lesen ratlose Fragen und Vermutungen, was mir da wohl passiert sei und ob das möglicherweise gar hätte so sein sollen. Und natürlich (!) auch eine Anzahl "Berichterstatter", die in Häme jubelten, daß glücklicherweise am Ende zufällig ein KurzschlußBlackOut geschehen sei, sonst hätte ich sicher noch länger gespielt...
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Es ist wie es immer war: Die Mehrzahl der Berichter ("Kritiker") können zwar berichten, was das, das sich im Theater vor ihnen ereignete, bedeutet hat - aber was geschieht, einfach nur: geschieht, das kriegen nur einige Begnadete dieses Standes mit

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Im Sommer 1969 sollte die Premiere in einem bundesdeutschen Theater nachgeholt werden, dem "Theater der Altstadt" in Stuttgart.

Am 11. Juli 1969 früh 3.30 Uhr brannte das Theater ab



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