Vorwort


Bogners Untertitel gibt den Hinweis: „Ich. Das Tier. Die Moral“. Irgendwo in diesem Dreieck könnte Gelächter sich entzünden. Ja, lacht man denn über Fabeln?
„Ironie dritten Grades“ bescheinigte schon dem jungen Bogner dessen Kollege Hanns Dieter Hüsch. Wer im Saal hält es denn aus, wenn bei Bogner zuerst das Publikum zu gehen hat und dann erst der Akteur die Bühne verläßt!

Bei Bogners Fabeln ist es beim Lesen ähnlich: Ich warte, wie gewohnt, daß die Moral kommt im Anschluß an die Tiergeschichte. Dann aber sind schon die Tiere enorm eigenwillig. Und Bogner mischt sich mit seinen Kindheits- und Jugend-Fabelerfahrungen dazwischen. Schließlich ist mein Leser-Ich dabei, erheitert, angestoßen zum Gegendenken: Spricht da ein aktueller Tierschützer oder dann doch ein historisch-politischer Aufklärer? Oder habe ich mit Bogners Hilfe ein notwendiges Selbstgespräch zu führen?

Kann ein Vorwort dem Leser des folgenden Buches dessen Erfahrung schon vorweg erklären? Meine Erfahrung ist die des Vergnügens: Kaum, daß ich meinte, ich hätte den Autor bei seiner wahren Meinung erwischt, war ich schon wieder auf meine wahre Meinung angewiesen. So ganz sicher war ich mir aber nie. Schmunzeln hilft und Weiterdenken beim Lesen am meisten.

Prof. Dr. Anton Austermann
Universität der Künste Berlin